Beitrag vom 18.09.2015
in der Kategorie: Veranstaltungen

Das ewige Lied der Eibe – eine musikalische Lesung mit Fred Hageneder

Mehr als fünfzig Gäste haben es sich nach Einbruch der Dunkelheit um das große Lagerfeuer am Hirschberg gemütlich gemacht. Die meisten sind Teilnehmer der Gruppe „Wildniswandern“, die aus allen Teilen Deutschlands angereist sind, um das Wochenende am LGKS zu verbringen.
Herr Hageneder spielt an seiner Harfe aus Eibenholz.
Herr Hageneder spielt an seiner Harfe aus Eibenholz.

Interessierte Anwohner aus der Region gesellen sich dazu. Sie alle warten gespannt auf Fred Hageneder, Ethnobotaniker, Autor und Musiker. Sein Spezialgebiet ist die Eibenforschung und die Wahl des Ortes ist nicht ohne Grund: An den Müglitztalhängen befindet sich der größte natürliche Eibenwald Sachsens mit der 1.000-jährigen Eibe, einem der ältesten Eibenbäume in ganz Deutschland.

Seinen Vortrag beginnt Hageneder ohne Umschweife mit seinem Hauptanliegen: Der Bedeutung des Ganzheitlichen, kulturhistorisch symbolisiert durch Gaia, den Weltenbaum, durch dessen Zweige alles Leben auf der Erde miteinander verbunden ist. Was zunächst mystisch und surreal anmuten mag, führt den Autor anschließend zu ganz aktuellen Themen, wie etwa den Auswirkungen des schwindenden Regenwaldes auf das gesamte Weltklima und somit auf jeden einzelnen Menschen. Er scheut sich nicht davor, wissenschaftliche Hintergründe und wirtschaftliche Faktoren zu erläutern, auch wenn es nicht das ist, worauf es ihm ankommt. Der Baum ist für ihn Sinnbild der Natur selbst – für die Symbiose von Pflanzen und Tieren, von Wurzelsystemen und Pilzgeflechten, von Erde, Licht und Wasser. Die Beziehung des Menschen zum Baum ist ebenso vielschichtig: Er begleitet uns ein Leben lang, in der Luft, die wir atmen und den Früchten, die wir essen. Sein Holz wird zu Wiege und Sarg.

Auf die Beziehung zur Eibe im Wandel der Zeit geht Hageneder besonders ein. Von der Verehrung der Eiben im Altertum, über die fast völlige Ausrottung der Baumart durch den Export als Material zum Waffenbau, spannt er den Bogen bis in die heutige Zeit, in der das Gift der Eibe für die Herstellung verschiedener Medikamente genutzt wird. Anders als andere Arten besitzen Eiben die Fähigkeit, sich selbst zu erneuern, zum Beispiel indem sie in einem alten hohlen Stamm einen neuen wachsen lässt. Deshalb steht ihr Name aus kulturhistorischer Sicht seit jeher für die Ewigkeit oder auch für den Übergang von Leben und Tod.

Nach einer kurzen Pause, in der heißer Tee gereicht wird, greift der Autor zu seiner Harfe. Sie wurde in Handarbeit aus Eibenholz gefertigt und besitzt einen einzigartigen Klang. Seine Stücke hat Fred Hageneder selbst komponiert, jedes für eine andere Baumart. Aus den Tönen klingen die Anmut der Birke, die Lebhaftigkeit der Esche und die Stärke in den biegsamen Zweigen der Weide. Auch das ewige Lied der Eibe ist dabei und hält, was es verspricht: Aus Zuhörern, die sich, alle in ihr ganz persönliches Netz aus Terminen und Plänen verstrickt, hier eingefunden haben, wird eine Gruppe von Menschen, die gemeinsam unter einem fast vollen Mond am Feuer sitzen und schweigend den Klängen lauschen, so wie sie zu jeder anderen Zeit und an jedem anderen Ort der Welt hätten zusammen sitzen können.

Als der letzte Ton verstummt, und manche sich auf den Weg zu ihren Zelten oder nach Hause machen, während andere noch eine Weile am Feuer bleiben, klingt doch etwas weiter vom „Geist der Bäume“, wie Fred Hageneder es nennt. Von diesem außergewöhnlichen Abend bleibt nicht nur die Erinnerung an interessante Geschichten und wunderbare Musik, sondern auch viel Stoff zum Nachdenken – über uns selbst, die Bäume und das große Ganze, welches alles umfasst.

Mehr über Fred Hageneder und sein aktuelles Buch „Die Eibe im neuen Licht“ erfahren Sie auf seiner Autoren-Homepage.

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