Beitrag vom 06.06.2017
in der Kategorie: Veranstaltungen

Artenvielfalt und Eibenzauber an den Müglitztalhängen

Sie fasziniert uns Menschen schon seit der Steinzeit: die Eibe. Ihre Lebenserwartung ist unter guten Bedingungen nahezu unbegrenzt: Wenn ihr Stamm nach mehreren Jahrhunderten altert und hohl wird, ist sie in der Lage, durch herab wachsende Zweige, die sich im Boden verankern, so genannte Innenwurzeln zu bilden.

Eibenwanderung 2017

Diese entwickeln sich zu Innenstämmen und tragen nach und nach die immergrüne Krone des alten Baumes. Brechen die Wände der alten Eibe viele Jahre später schließlich weg, steht an ihrer Stelle ein erneuerter Stamm, der nur wenige Jahrhunderte „jung“ erscheint, in Wirklichkeit jedoch Teil eines viel älteren Baumes ist.

Diese und zahlreiche weitere botanische und kulturhistorische Besonderheiten jener einzigartigen Bäume sind der Anlass für eine naturkundliche Wanderung, zu der das Landgut Kemper & Schlomski einmal im Jahr alle Natur- und Wanderfreunde einlädt. Neben anderen, zum Teil seltenen Tier- und Pflanzenarten findet man an den Müglitztalhängen den größten und ältesten Eibenwald Sachsens. Ca. 300 Bäume und die inzwischen als Naturdenkmal geschützte 1000-jährige Schlottwitzer Eibe wachsen dort in unterschiedlichsten, der steilen Hanglage angepassten Wuchsformen.

Eibenwanderung 2017 Kerstin Heyne

Nach einem ersten Anstieg machen wir Halt an der 1000-jährigen Eibe unter deren weit verzweigten Ästen uns Forstwissenschaftlerin Kerstin Heyne viele spannende Einblicke in die Welt der Eiben gibt. Zum Beispiel dazu, warum Eiben heute ein recht seltener Anblick sind. Uralte Exemplare wie das, was uns in diesem Moment Schutz vor dem Regen bietet, findet man fast keine mehr. Grund dafür sind die guten Eigenschaften des Eibenholzes. Es gehört zu den härtesten und haltbarsten Hölzern Europas und wurde deshalb schon seit der mittleren Steinzeit zum Bau von Werkzeugen und Waffen verwendet. Im Mittelalter boten die Eiben im dicht besiedelten Europa das perfekte Material für den Bau von Langbögen. Der Baumbestand verschwand in diesem Zeitraum fast vollständig und hat sich bis heute nicht erholt.

Nach der Rast unter diesem wunderbaren Naturdenkmal folgt der Anstieg, der uns in verschiedene Abschnitte des Eibenwaldes führt. Immer wieder bleiben wir stehen und nehmen die ganz eigene Atmosphäre unter den dichten Baumkronen, die fast kein Licht bis zum Waldboden durchdringen lassen, in uns auf. Zwischen den dicht bewaldeten Teilen des Hanges wandern wir über steinige Porphyr-Blockhalden, die ebenfalls eine Besonderheit in diesem Gebiet darstellen. Kerstin Heyne gibt Auskunft zur Entstehung der Halden und führt uns weiter in die höheren Bereiche des Hanges. Hier lichtet sich der Baumbestand und leuchtend grüne Besenheide bedeckt den Waldboden. An den vollsonnigen Standorten wächst der Gemeine Wacholder.

Eibenwanderung 2017

Die Aussichtspunkte Richtung Müglitztal und Sächsische Schweiz am Bergkamm lassen wir uns trotz der etwas eingeschränkten Sichtverhältnisse nicht entgehen. Die zwischen den Berghängen aufsteigenden Wolken bieten einen wunderbar geheimnisvollen Anblick, der auf seine Art genauso schön ist wie das Panorama bei klarem Wetter. Den Abstieg beginnen wir gerade noch rechtzeitig, um halbwegs trockenen Fußes zurück am Wanderparkplatz zu sein.

Da wir aufgrund der Wetterbedingungen eine exklusivere Gruppe sind als gewohnt, bleibt mehr Zeit für persönlichere Gespräche. LGKS-Betriebsleiterin Bärbel Kemper und auch Kerstin Heyne können auf individuelle Fragen eingehen und viele interessante Details zur Eibe und zur Naturschutzarbeit in der Region erläutern.

Wir danken allen wetterfesten Wanderfreunden für ihr Kommen und freuen uns auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr!

Die Flora am Müglitztalhang bietet mit den frisch gefallenen Regentropfen einen wunderbaren Anblick.

Am Panoramablick Müglitztal - den höchsten Punkt der Wanderung haben wir fast erreicht.

Auch am Rand der Porphyr-Blockhalde entdecken wir eine weitere Eiben.

Der Aufstieg hat es zum Teil in sich. Mit zunehmender Höhenlage ändert sich auch die Vegetation. Knorrige Eichen prägen das Bild.

Wir betreten den Eibenwald. Unter den alten Bäumen mit ihren dichten Kronen ist der Waldboden verschattet und nahezu frei von anderen Pflanzenarten.

Sie kennt sich aus im Eibenreich - Kerstin Heyne hat sich im Rahmen ihrer forstwissenschaftlichen Arbeit eingehend mit den Eiben in Europa beschäftigt.

Erster Halt an der 1000-jährigen Schlottwitzer Eibe. Auf den verschlungenen Wurzeln dieses eindrucksvollen Baumes kann man die Mythen rund um die Eibe gut nachempfinden.

Forstwissenschaftlerin Kerstin Heyne erläutert an markanten Punkten Wissenswertes zu Vegetation, Waldwirtschaft und Naturschutzmaßnahmen.

Start- und Endpunkt der naturkundlichen Wanderung in den Eibenwald ist der Wanderparkplatz in Schlottwitz.

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