Insektenfreundliche Aufforstung
Artenreiche Waldgestaltung im Müglitztal
In dieser Episode erfahrt ihr, was es mit einer insektenfreundlichen Aufforstung auf sich hat, welche Bäume dort gepflanzt werden und wieso sie so wichtig sind. Außerdem lernt ihr, was ihr selbst für die Insekten tun könnt und könnt ein spannendes Quiz über den Bienenwald und die Wildbienen lösen!
Vielfältige Wälder schaffen
Fledermaus-Exkurs
Fledermäuse und der Bienenwald
Die vielen Insekten im Bienenwald locken auch Fledermäuse an. Sie mögen die lichte Baumstruktur auf den Flächen. Nachts orientieren sie sich bei der Jagd an den Baumreihen und Strauchgürteln. Vom Quartier in der Scheune des Landgutes zum Bienenwald bilden die Waldränder und Hecken auf dem Weg wichtige Orientierungspunkte. Die zahlreichen Wildbienen stehen nicht auf deren Speisekarte, dafür die Nachtfalter und Mücken, die in der Dämmerung aktiv werden. Auch Käfer, die in der Nacht über den Boden krabbeln, zählen zur Beute. Die alten und toten Bäume in der Nähe bieten mit ihren Baumhöhlen einen wertvollen Unterschlupf mit weiteren Nahrungstieren. Weiteres Wissen zu Fledermausarten und vielen anderen Arten der FFH-Richtlinien gibt es hier.
Entdeckertour
Insektenfreundliche Aufforstung als Modellvorhaben für artenreiche Bienenwälder in ganz Deutschland …
„Unser Bienenwald Sachsens“ in Liebstadt bei Dresden schreibt seit 2019 Erfolgsgeschichte. Er ist der erste Bienenwald, der in Sachsen gepflanzt wurde. Inzwischen wurden weitere Bienenwälder in ganz Deutschland gepflanzt und der Schutz der Insekten macht Fortschritte. Der Bienenwald am Landgut Kemper & Schlomski ist als wertvolles Ökosystem in einen komplexen Biotopverbund eingebettet.
Waldsterben und der Bienenwald
Die vor rund 100 Jahren übernutzten Flächen wurden in vielen Regionen Deutschlands mit einem schnell wachsenden Baum, der gleichzeitig hochwertiges Holz liefert, aufgeforstet: Die Fichte. Durch die in den letzten Jahren immer stärker zunehmenden Folgen des Klimawandels wie Hitze, Dürre und Stürme, bilden die Fichten immer weniger Harz. Dieses wiederum schützte sie bisher vor dem Borkenkäfer, mit dem Ergebnis, dass die Fichten-Bestände absterben und große Kahlflächen entstehen. Diese Not der Kahlflächen wurde als Chance für den Artenschutz begriffen und das Modellvorhaben Bienenwald initiiert.
Große Baumpflanzaktion
2019 ging es nach vielen Planungs- und Vorbereitungsmonaten endlich los. In der Auftaktpflanzung wurden im April mit 30 Helfern die ersten 400 Bäume und Sträucher unter fachmännischer Anleitung auf einer Fläche von 4.000 qm gepflanzt. Für jede Pflanze wurde ein Loch ausgehoben, zur Düngung Hornspäne eingebracht und schließlich der Baum mit Mutterboden eingesetzt. Zum Schutz vor Austrocknung wurde eine Mulchschicht aufgebracht und zum Schutz vor Rehen und Hasen ein Einzelbaumschutz an den Stamm angebracht.
Baum- und Straucharten im Bienenwald
Über 20 unterschiedliche Baum- und Straucharten wurden bisher in den Bienenwald gepflanzt und es werden immer mehr. Die Wildhasel blüht als erstes, manchmal schon ab Januar, und ist eine Futterpflanze für viele Wildbienen, Schmetterlinge, Käfer, Vogelarten und Säuger, wie der namensgebenden Haselmaus. Die Arten sind in Quartieren gepflanzt, damit sich die Baumarten untereinander nicht verdrängen und jede Art den richtigen Standort bekommt.
Nahrung über das gesamte Jahr hinweg
Durch die versetzten Blühzeitpunkte liefert der Bienenwald in der gesamten Vegetationsperiode von Januar bis September wertvolle Nahrung für die unterschiedlichsten Insektenarten. Ab dem späten Sommer bis in den Winter sind dann die Früchte reif und dienen Insekten, Säugern und Vögeln als Nahrung.
Bienenwald-Labyrinth
Am Landgut wurde die Pflege der Bienenwald-Fläche kreativ gelöst. Ein verschlungenes Labyrinth lädt Kinder und Jugendliche auf eine abenteuerliche Entdeckungstour ein und ist bei Exkursionen sehr beliebt. So können trotz hoher Begleitvegetation die Baum- und Straucharten des Bienenwaldes entdeckt werden.
Zweifarbige Schneckenhausbiene (Osmia bicolor)
Diese Wildbienen-Art ist äußerst spannend. Wildbienen leben meist, nicht wie viele Honigbienen, zu Tausenden als Staat in einem Bienenstock, sondern sind solitär lebend, also meist allein unterwegs. Sie wohnen in Erdlöchern oder Hohlräumen von Totholzbäumen. Die Schneckenhausbienen suchen sich leere Schneckenhäuser zum Nisten und legen ihre ein bis zwei Eier mit Pollen und Nektar tief hinein. Dann verschließen sie die Öffnung mit einem grünlich-klebrigen Pflanzenbrei und versuchen das Schneckenhaus mit Kiefer- oder Fichtennadeln und Pflanzenhalmen zu verstecken.
Natur für die Ohren
Es summt und brummt – Im Gespräch mit einem Imker
Doro spricht mit Imker René Hickmann über die Bienen, ihre Haltung und deren Schutz und verrät ganz nebenbei ein paar Tipps, was ihr zum Schutz der Bienen beitragen könnt …
Biene ist nicht gleich Biene und nicht jede produziert Honig. Die Honigbienen brauchen eine nektarreiche Umgebung, wie Streuobstwiesen und artenreiche Landschaften, aber auch der Wald spielt in ihrer jahrhundertelangen Existenz eine ganz besondere Rolle …
Wie das Motto „Back to the roots“ mit der Geschichte der Bienen und dem Bienenwald zusammenhängt, erfahrt ihr in unserem Audiobeitrag.
Do it yourself-Insektenhotel
Upcycling leicht gemacht und ganz nebenbei ein neues Zuhause für die Wildbienen geschaffen!
Du benötigst dafür:
- 1 leere, ausgewaschene Dose
- Füllmaterial, wie Schilf, Bambus, Stroh, Äste der Brombeere, des Holunders, der Himbeere
- Säge
- Akkubohrer
- Sandpapier
- Kordel zum Aufhängen
- Bunte Bastelmaterialen zum Verzieren
So geht’s:
- Zunächst kürzt du das Füllmaterial auf die Größe der Dose.
- Fülle danach die Dose mit unterschiedlich dicken Halmen, Stängeln und Ästen.
- Anschließend glättest du die Schnittkanten mit Sandpapier, damit sich z. B. die Bienen daran nicht verletzen.
- Nun bohrst du das Mark aus den Stängeln, um genügend Hohlräume zu schaffen.
- Bevor es sich die Brummer in deinem Insektenhotel gemütlich machen, solltest du es an einen sonnigen, vor Wind und Regen geschützten Platz hängen.
Das Bienenwald-Quiz
Im Frühjahr 2019 wurde auf dem Landgut der erste Bienenwald Sachsens gepflanzt. Er soll künftig Nahrung und Lebensraum für die vielen Wildbienenarten und andere Insekten bieten. Durch die Vernetzung mit bereits bestehenden Biotopen wie den Naturschutzteichen und artenreichen Waldrändern wird langfristig ein Biotopverbund geschaffen, der vielen Tier- und Pflanzenarten Lebensraum, Nahrungsgrundlage sowie die Möglichkeit zur Ausbreitung bietet. Dieses Leuchtturmvorhaben wurde am 27.02.2020 als offizielles Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgezeichnet.
Nach der Pflanzung bekommen die jungen Bäume eine Schutzschicht aus Hackschnitzeln um den Stamm gelegt. Somit wird das Regen- oder Gießwasser gebremst und die Verdunstung reduziert. Die Bäume sind so besser vor Austrocknung geschützt.
Wozu verwendet man Hackschnitzel bei der Pflanzung der jungen Bäume?
1.000 Liter passen in den Wassertank. Diese Menge wird mindestens benötigt, um die jungen Bäume im Bienenwald in trockenen Perioden ein Mal zu gießen.
Wie viel Liter passen schätzungsweise in den Wassertank, der sich auf dem Anhänger befindet?
An den Schutzhüllen kondensiert die morgendliche feuchte Luft und wird zu den Wurzeln der jungen Bäume geleitet. Somit werden diese nicht nur vor Wild geschützt, sondern erhalten auch eine bessere Wasserversorgung.
Auch das Fegen (Abstreifen des Bastes vom Gehörn/Geweih) kann Bäume ohne Schutzhüllen enorm schädigen. Welchen positiven Nebeneffekt haben die angebrachten Schutzhüllen?
Besonders günstig ist die Auswahl von Arten mit unterschiedlichen Blühzeitpunkten. Somit steht den Insekten über das ganze Jahr hinweg (außer in der kurzen Winterpause) Nahrung zur Verfügung.
Worauf ist bei der Auswahl der Baum- und Straucharten zur Pflanzung eines Bienenwaldes besonders zu achten?
Auf der Fläche wurden Berg- und Feldahorn gepflanzt. Sie sind zusammen mit dem Spitzahorn die drei heimischen Ahornarten in Deutschland. Der Feldahorn weist im Gegensatz zum Bergahorn einen strauchartigen Wuchs auf.
Welche Ahornart(en) wurden im Bienenwald gepflanzt?
Der Bienenwald ist ein Wald für Insekten und viele weitere Tiere. Die Blüten der verschiedenen Bäume und Sträucher liefern Pollen und Nektar – ein Buffet für viele Insekten. Die Insekten sind wiederum Nahrung für Insektenfresser, beispielsweise Vögel und Igel. Über die Früchte der Wildobstarten freuen sich viele Säugetiere wie Reh, Wildschwein oder Dachs.
Was ist ein Bienenwald?
Wissenskiste
Wir haben spannende Lerneinheiten rund ums Thema „Insektenfreundliche Aufforstung im Müglitztal“ zusammengestellt. Neben Wissenswertem – verständlich erklärt – gibt es knobelige Aufgaben, Suchsel und Quiz. Im Kreativteil könnt ihr eurer Fantasie freien Lauf lassen und bunte Meisterwerke schaffen …
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