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Beitrag vom 22.07.2022
in der Kategorie: Landgut Kemper & Schlomski

Bienenwald-Netzwerken: Experten-Besuch aus Bayern

Vom 12.07. bis 16.07.2022 hatten wir Besuch von einem Forst- und Bienenwaldexperten zum Erfahrungsaustausch rund um Wald und Artenvielfalt. Wir danken für seinen Besuch, die nachhaltigen Gespräche, sowie wertvollen Impulse und die Unterstützung bei der Planung unserer weiteren Projekte. Wir freuen uns, ihn wieder einmal bei uns am Landgut begrüßen zu dürfen und die Entwicklungen in unseren Biodiversitäts-Hotspots vorzustellen.

Der Forst- und Bienenwaldexperte berichtet hier von seinem Besuch.

Zunächst darf ich mich Ihnen in aller Kürze vorstellen.

Mein Name ist Hubert Beslmeisl, bin wohnhaft in Bayern und dort seit über drei Jahrzehnten als Revierleiter bei der Bayerischen Forstverwaltung tätig. Erfahrungen als Förster durfte ich sowohl in Mittelfranken, Unterfranken, wie auch in Niederbayern im Privat- und im Körperschaftswald sammeln.

Die Vermittlerrolle zwischen dem Landgut Kemper & Schlomski (LGKS) und mir übernahm, wie sollte es auch anders sein, die Biene.

Starker Rückgang der Individuenzahlen gepaart mit einer deutlichen Reduktion der Artenvielfalt bei Insekten allgemein, insbesondere auch bei den Wildbienen, waren bereits lange vor dem Volkbegehren (in Bayern) „Rettet die Bienen“ bekannt.

Den Aspekt „Insekten/Bienen“ bei der forstlichen Planung zu berücksichtigen und bei der Umsetzung von forstlichen Maßnahmen zu integrieren, ist seit geraumer Zeit Teil meiner täglichen Arbeit. Sowohl bei der Beratung mit Privatwaldbesitzern, wie auch bei der Betriebsausführung in den von mir betreuten Kommunalwäldern findet dieses Thema Raum.

Ein Ergebnis bei der Umsetzung des Aspektes Insekten/Bienen in forstwirtschaftliche Maßnahmen war eine Erstaufforstung mit Strauch- und Baumarten, die eine hohe Pollen- und/oder Nektarproduktion, verteilt auf einen möglichst langen Zeitraum im Jahresverlauf, besitzen. Mit Hilfe der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, Institut für Bienenkunde und Imkerei, wurde eine entsprechende Artenliste erstellt. Diese insektengerechte/bienengerechte Aufforstung wurde als ein weiterer Baustein der Biodiversität im Bereich des Kommunalwaldes der Stadt Riedenburg umgesetzt.

Das Projekt wurde zum Link mit dem LGKS.

Nach mehreren Gesprächen per Telefon mit Frau Kemper, lesen von Presseartikeln, Informationen aus den Sozialen Medien und nicht zuletzt durch die informative Gestaltung der Homepage des LGKS erfuhr meine Neugier eine stetige Steigerung dieses Landgut und seine GestalterInnen zu besuchen.

Mein besonders Interesse beim Besuch galt selbstredend der Umsetzung/Integration der Maßnahmen zur Steigerung der Biodiversität im Bereich der Waldbewirtschaftung. Eine zukunftsorientierte Waldbewirtschaftung kann nur gelingen, wenn sie auf den natürlichen Abläufen im Ökosystem Wald aufbaut und diese als Basis für jegliches forstliche Handeln verwendet. Sich vor Ort ein Bild darüber zu machen, inwieweit auf den Waldflächen Ökologie und Ökonomie als eine Einheit auf der Fläche umgesetzt werden, war für mich äußert spannend. Vor allem unter dem Gesichtspunkt, dass bei der Familie Kemper & Schlomski die Kernkompetenz im Bereich Unternehmensberatung und nicht bei der integrativen Forstwirtschaft liegt.

Es interessierte mich als Forstmann und als Mensch gleichermaßen,

  • in welcher Art und Weise auf den 66 ha Waldflächen komplexe Biotopverbundsysteme umgesetzt werden,
  • ist der Bienenwald auch in der Realität ein Leuchtturmprojekt,
  • wie ist der Zustand des Schulwaldes,
  • sind die Feuchtbiotope im Wald und im Offenland ein Mehrwert für Amphibien,
  • mit welchen Baumarten werden die Wiederaufforstungen der vorzeitig abgestorbenen Fichtenreinbestände verwirklicht,
  • wie steht es um die Pflege der intakten Laub- und Laubmischwälder,
  • wie wird die Umweltbildung im Bereich Wald gelebt,
  • wie werden die Anlage, Pflege und Erneuerung der Streuobstbestände in dieses Gesamtkonzept integriert … ?


Welches Resümee kann ich nach nicht ganz einer Woche auf dem LGKS für mich ziehen?

Mit welchen Eindrücken und Erkenntnissen trete ich die Heimreise an?

Überzeugt haben mich insbesondere die Personen, die hinter dem Gesamtkonzept LGKS zu finden sind. Ihre Leidenschaft, die vielfältigen Aspekte der Natur zu erkennen und ihnen auf den 110 ha des Landgutes Raum, Beachtung und Bedeutung zu geben, ist bemerkenswert. Ebenso die Professionalität bei der Verknüpfung der einzelnen Projekte zu einem großen Ganzen. Eine klare Vorstellung für ein Biotopverbundsystem auf den 110 ha ist dabei äußerst hilfreich. Nur so kann dieses Biotopverbundsystem Schritt für Schritt verwirklicht werden.

Der Ideenreichtum, die Konsequenz und Kreativität bei der Verwirklichung der einzelnen Projekte, wie auch die Nachhaltigkeit bei der Unterhaltung ist bewundernswert.

Die Vielzahl der Maßnahmen kann mit dem vorhandenen Personal kaum bewältigt werden. Und auch bei der Suche nach Kooperationspartnern geht das LGKS sehr innovative Wege.

Für das, was ich vor Ort sehen und erleben durfte, kann ich den „MachernInnen“ nur allergrößten Respekt entgegenbringen.

Ich wünsche der Familie Kemper & Schlomski auf ihren eingeschlagenen Weg weiter viel Kraft, Mut, Entscheidungsfreude und einen langen Atem. Denn die Natur erlebt durch die Auswirkungen des Klimawandels, in für sie sehr kurzen Zeiträumen, massive Veränderungen. Um diese Veränderungen mit möglichst geringen Verlusten an Lebensräumen und Arten zu überstehen, benötigt sie auf Dauer engagierte Mitstreiter an ihrer Seite. Und solche Mitstreiter durfte ich in dieser Woche kennenlernen.

Danke dafür!
Hubert Beslmeisl

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