Naturräume im Müglitztal

Lebensraumtypen im FFH-Gebiet Müglitztal

Ein Lebensraum beschreibt einen Ort, an dem Tiere und Pflanzen alle notwendigen Bedingungen zum Überleben finden. Verschiedene Arten benötigen unterschiedliche Lebensräume – der Polarfuchs liebt die Tundra, der Elefant lebt in der Savanne und die Fledermaus jagt gern im Wald. Doch Wald ist nicht gleich Wald. Man unterteilt diesen Lebensraum in einzelne Typen wie Laub- und Mischwälder, Nadelwälder im Gebirge oder im Moor sowie Schlucht- und Hangwälder.

Lebensräume erhalten

Wie viele Lebensraumtypen gibt es?
Die europäische Kommission fasst 231 natürliche oder naturnahe Lebensraumtypen zusammen und charakterisiert diese. In Deutschland kommen 92 verschiedene Typen vor, wovon 53 bedroht und somit besonders schützenswert sind. Alle 6 Jahre berichtet die Kommission von den Erfolgen und Verbesserungsvorgaben der Schutzmaßnahmen und passt Richtlinien an.
Welche Lebensraumtypen gibt es?
Lebensraumtypen werden in „prioritäre“ und „nicht prioritäre“ Arten unterschieden und zeigen damit ihren Schutzstatus an. Je nach Einstufung gelten dann besonders strenge Regelungen für Eingriffe in die Natur. Ein Großteil der in Deutschland vorkommenden Lebensraumtypen sind Meeres- und Küstenformationen, Wälder und Grünflächen, Heidelandschaften und Felsen.
Warum sind Lebensräume so schützenswert?
Die Lebensraumtypen (LRT) bieten Flora und Fauna ein Zuhause. Einige sind von Natur aus selten, oder durch menschliche Nutzung selten geworden. Andere sind durch Folgen des Klimawandels, wie z. B. Hitze und die daraus resultierenden Veränderungen der Vegetation gefährdet. Daher müssen die Lebensräume geschützt, erhalten, wieder hergestellt werden.
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Wiesen- und Waldränder – Lebensraum für Fledermäuse

Fledermaus-Exkurs

Fledermäuse und die Lebensraumtypen

Viele Fledermausarten sind selten oder sogar bedroht. Sie benötigen vielfältige Lebensraumtypen, um sich wohlzufühlen. Einige nutzen sie zur Nahrungsbeschaffung. Das können zum Beispiel Waldränder und Wiesen sein. In anderen Landschaften finden sie ihr Sommer- und in wieder anderen ihr Winterquartier. Hier spielen vor allem Höhlenstrukturen eine wichtige Rolle. Deswegen ist der Erhalt der Lebensräume wichtig. Wenn nur einer wegfällt, können Fledermäuse in diesem Gebiet nicht mehr überleben.

Entdeckertour

Im FFH-Gebiet Müglitztal gibt es verschiedene, wertvolle Lebensraumtypen.

Diese bieten Lebensraum für viele bedrohte Tier- und Pflanzenarten wie Laufkäfer, Trauerschnäpper, Großes Mausohr, Gemeine Eibe und Europäisches Trollkraut. Im Folgenden werden ein paar spezifische Lebensraumtypen genauer vorgestellt.

Fließgewässer mit Unterwasservegetation

Alle auf 7 km Länge erfassten Abschnitte der Weißen Müglitz, des Schwarzbaches und weiterer Zuflüsse zur Müglitz sind naturnah. Das bedeutet, man kann Mäander, Uferabbrüche, verschiedene Sohlstrukturen, sowie Wurzeln und Steine entdecken. Die Fließgeschwindigkeit ist aufgrund des Gefälles sehr hoch. Über weite Strecken sind jedoch keine flutenden Wasserpflanzen zu entdecken, weshalb der Großteil der Müglitz nicht dem benannten Lebensraumtypen zugeordnet werden kann. Als typische Bewohner trifft man Bachforellen und Groppen an. Insgesamt wird der Erhaltungszustand dieses Lebensraumtyps im Managementplan für das FFH-Gebiet Müglitztal des Freistaates Sachsen als günstig bewertet. Einziger Mangel war das geringe Aufkommen von lebensraumtypischen Arten.

Silikatschutthalden

Dieser Lebensraumtyp wurde auf 3,4 ha Fläche erfasst und kommt vor allem an den Steilhangbereichen vor. Die kleinen Halden bestehen aus kleinen Blöcken mit einem Durchmesser von 10 bis 50 cm. Zwischen ihnen herrscht ein spezielles Bodenklima. Es gibt nur wenig Büsche, dafür in den Randbereichen starke Beschattung durch Bäume. Da Flechten in größeren Mengen zu finden sind, kann davon ausgegangen werden, dass die Schutthalden fast nicht mehr in Bewegung sind. Besonderheiten der Pflanzenwelt bilden ein Bestand des Acker-Hohlzahns und Vorkommen der Einseitswendigen Rentierflechte. Der Lebensraumtyp ist in Sachsen selten und empfindlich gegenüber Beschattung und Nährstoffanreicherung.

Labkraut-Eichen-Hainbuchenwälder

Die Labkraut-Eichen-Hainbuchenwälder kommen im FFH-Gebiet Müglitztal auf einer Fläche von 68 ha vor. Damit nimmt dieser Lebensraumtyp den zweitgrößten Flächenanteil im FFH-Gebiet ein. Er ist häufig eine Ersatzgesellschaft der Buchenwälder, die durch menschlichen Einfluss entstanden ist. Die Hauptbaumarten bilden Traubeneiche, Hainbuche und Winterlinde. Dieser Lebensraumtyp bildet für anspruchsvolle Frühblüher ein wichtiges Habitat. Besonders ältere Bestände mit Totholzvorkommen und Habitatbäumen haben eine herausragende Bedeutung für Brutvögel, Käfer, Fledermäuse und Pilze. Aktuell sind diese Strukturen jedoch auf den meisten Flächen im Müglitztal noch nicht ausreichend vorhanden und sollen weiterentwickelt werden.

Silikatfelsen mit Felsspaltenvegetation

Dieser Lebensraumtyp wurde insgesamt 92-mal mit einer Gesamtfläche von 9,32 ha im Müglitztal erfasst. Er kommt vor allem an den steilen Hangbereichen vor. Durch den flächigen Bewuchs mit Wald, sind viele der überwiegend kleinen Felsen stark beschattet. Dies wurde als Beeinträchtigung im Managementplan gewertet. Kleinfarne bilden die Grundlage der lebensraumtypische Felsspaltenvegetation. Auch die Nabelflechten in Begleitung der Schüsselflechten können an vielen Stellen gefunden werden. Floristische Besonderheit stellen Gemeiner Hohlzahn und Wacholder dar.

Natur für die Ohren

Audiobeitrag zu den Lebensraumtypen

Streifzug durch die Lebensraumtypen

Sebastian gibt euch einen Einblick in die Lebensraumtypen im FFH-Gebiet Müglitztal, was diese so besonders macht und wie ihr sie erkennen könnt …

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Das Müglitztal ist ein schützenswerter Lebensraum für Flora und Fauna, der in spezifische Typen unterteilt wird. Wusstet ihr, dass es weltweit 231 natürliche oder naturnahe Lebensräume weltweit gibt? Allein in Deutschland kommen davon 92 vor und davon sind 53 Habitate bedroht …    

Doch was ist überhaupt ein Lebensraum? Und warum sind diese so schutzbedürftig? Diese und weitere Fragen werden euch in unserem Audiobeitrag beantwortet.

Expertenwissen

Naturräume schützen und erhalten

Welche Erhaltungsmaßnahmen für FFH-Lebensraumtypen und Arten gibt es?

Zweischürige Mahd mit Mahdgutberäumung
Die Zweischürige Mahd ist vor allem eine Wiederherstellungsmaßnahme. Für den Lebensraumtyp Berg-Mähwiese ist die Heugewinnung (= Mahd) durch die anschließende Abräumung bestens zur Erhaltung der Bestandesstruktur geeignet. Zweischürig bedeutet, dass die Mahd 2-mal im Jahr stattfindet. Die zweite Mahd kann auch in Form einer Beweidung stattfinden.
Naturschutzgerecht Beweiden
Für Kalk-Trockenrasen bedeutet das eine zweimalige Beweidung im Juni und Herbst mit Rindern, Schafen oder Ziegen. Dabei darf die Menge an Tieren/Fläche nicht 2 Großvieheinheiten/Hektar überschreiten. Eine GVE umfasst 500 kg Lebendgewicht eines Tieres. Es werden keine Pferche (Gehege) errichtet und eine selektive Nachmahd mit Beräumung kann in dichteren und hochwüchsigen Bereichen notwendig sein.
Wald naturnah bewirtschaften
Darunter fasst man verschiedenste Bewirtschaftungsmaßnahmen zusammen. Dazu gibt es sogar im sächsischen Waldgesetz 6 Paragrafen, die eine sog. ordnungsgemäße Forstwirtschaft sichern sollen. Das bedeutet, dass der Waldbesitzer seinen Wald nachhaltig, pfleglich, ohne Kahlhiebe, planmäßig, sachkundig und unter Beachtung ökologischer Grundsätze zu bewahren und zu schützen hat. Dazu wird ein Managementplan erarbeitet.
Neophyten bekämpfen
Neophyten, d. h. Pflanzen, die von Natur aus nicht in Europa heimisch sind, müssen an allen geschützten Standorten, an denen sie sich unkontrolliert verbreiten können, entfernt werden. Sie könnten sonst die heimische Flora verdrängen und damit das empfindliche Gleichgewicht der Lebensraumtypen stören.
Fledermausquartiere erhalten und aufwerten
Hierfür werden die konkreten Ansprüche der einzelnen Fledermausarten umgesetzt. Das kann zum Beispiel der Erhalt von ausreichend Altholz in den Waldbeständen als Jagdhabitat sein. Auch der Erhalt potenzieller Quartierbäume (Biotopbäume) und Beschränkung von Insektizideinsätzen in Forst-, Landwirtschaft und Gartenbau sind von Bedeutung für Fledermäuse.
Still­gewässer natur­schutz­gerecht entschlammen
Diese Maßnahme ist vor allem für den Kammmolch wichtig, da er eine Mindest-Gewässertiefe benötigt. Auch kann ein Entschlammen vorhandene Fäulnisprozesse eindämmen und verringern. Während des Eingriffes sollte natürlich darauf geachtet werden keine geschützten Tiere zu stören oder wichtige Pflanzen zu zerstören.
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Das Lebensraumtypen-Quiz

Quiz zu den Lebensraumtypen im FFH-Gebiet Müglitztal

Werde Experte für das wunderschöne FFH-Gebiet Müglitztal! Erfahre mehr über die unterschiedlichen Lebensräume, ihre Besonderheiten und die in ihnen vorkommenden Arten. Viel Spaß!

Start

Das FFH-Gebiet Müglitztal gehört zum Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge und umfasst Altenberg, Dohna, Glashütte, Heidenau, Liebstadt sowie das Müglitztal.

Zu welchem Landkreis gehört das FFH-Gebiet Müglitztal?




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Der im FFH-Gebiet Müglitztal vorkommende Lebensraumtyp (LRT) „Kalkhaltige Schutthalden“ bezeichnet Mergelschutthalden an wärmebegünstigten Standorten des Hügel- und Berglandes. Dieser LRT ist in Sachsen von Natur aus extrem selten.

Was versteht man unter kalkhaltigen Schutthalden?




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Von Eichen und Hainbuchen beherrschte Wälder auf nährstoffreichen, grundwasserfernen, lehmig-tonigen Böden werden als Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald bezeichnet. Durch die eher licht gewachsene Baumschicht kann sich eine reiche Kraut- und Strauchschicht entwickeln.

Was ist typisch für den FFH-Lebensraumtypen „Labkraut-Eichen-Hainbuchenwälder“?




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Die Gemeine Fichte ist mit rund 28 %, gefolgt von Gemeiner Kiefer und Rotbuche, die häufigste Waldbaumart in Deutschland.

Welche Baumart ist die häufigste in unseren Wäldern?




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Kalkreiche Niedermoore sind natürlicherweise seltene und kleinflächige Lebensräume. Durch intensive Nutzung, Nährstoffeintrag und Entwässerung sind sie zusätzlich gefährdet.

Wodurch ist der im FFH-Gebiet Müglitztal vertretene FFH-Lebensraumtyp „Kalkreiche Niedermoore“ vor allem gefährdet?




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Der Lebensraumtyp „Erlen-, Eschen- und Weichholzauenwälder“ umfasst Fließgewässer begleitende Erlen- und Eschenwälder in Fluss- und Bachauen und die von Quellwasser durchsickerten Wälder in Tälern sowie Weichholzauen an regelmäßig überfluteten Flussufern.

Welchen Lebensraumtyp findet man aufgrund des Vorkommens von Fließgewässern im FFH-Gebiet Müglitztal?




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Wissenskiste

Wir haben spannende Lerneinheiten rund ums Thema „Naturräume im Müglitztal“ zusammengestellt. Neben Wissenswertem – verständlich erklärt – gibt es knobelige Aufgaben, Suchsel und Quiz. Im Kreativteil könnt ihr eurer Fantasie freien Lauf lassen und bunte Meisterwerke schaffen …

Für interessierte Bildungseinrichtungen haben wir ein ganzes Kompendium zur Unterrichtsbegleitung erarbeitet, mehr dazu in der Wissenskiste.

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Weitere Episoden

Zuständig für die Durchführung der ELER-Förderung im Freistaat Sachsen ist das Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft, Referat Förderstrategie, ELER-Verwaltungsbehörde.

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