Da er selbst an seinem Ehrentag nicht von der Arbeit abzuhalten war, nutzten Bärbel Kemper und ihre Mitarbeiter die Gelegenheit für eine besondere Überraschung. Bei einem Glas Kirschbrand verlas Frau Thömel erst einmal das Gedicht auf der Geburtstagkarte:
Wenn die ersten Blätter fallen
und der Herbst bald Einzug hält,
wird es unruhig in deån Ställen,
weil jetzt die Entscheidung fällt.
…
Kesselfleisch mit Kraut und Würsten
und dazu noch Bauernbrot.
Das ist Tradition beim Schlachtfest –
und nicht einer leidet Not!
Nun wurde den beiden langsam klar, welches Geschenk da auf sie wartete. Beim Anblick der drollig dreinschauenden Wollschweinmädchen, verschlug es den beiden erst einmal die Sprache. Das ungarische Mangalica-Schwein ist mit seiner dicken Speckschicht und dem dichten Haarkleid eine Robustrasse für die Freilandhaltung. Neben dem Gell erinnern auch die gestreiften Ferkel an die wilden Verwandten. Bekannt sind diese Schweine außerdem für ihren gutmütigen Charakter und die besondere Zutraulichkeit.
Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts war das Wollschwein die vorherrschende Rasse Ungarns, bis sie von englischen Rassen mit einem höheren Fleischanteil verdrängt wurde. Dreißig Jahre später wurden nur noch 200 Exemplare gezählt. 1999 wurde das Wollschwein daher zur „Gefährdeten Nutztierrasse des Jahres“ ernannt. Seitdem bemühen sich Initiativen wie „Nutztier-Arche“ und die „Interessengemeinschaft der Wollschweinzüchter Österreichs“ um den Erhalt der Rasse. Seit die Gastronomie das Mangalica-Schwein wiederentdeckt hat, steigt die Zahl der Züchter beständig. Schützen durch Nützen ist hier das Motto. Und wer weiß, vielleicht geht auch Herr Thömel mit dem unerwarteten Familienzuwachs unter die Wollschweinzüchter.
Und damit ihm der Übergang in den Ruhestand nicht zu schwer wird, bleibt uns Herr Thömel noch eine Weile erhalten. Da haben wir noch mal „Schwein gehabt”!